Ulrich Plenzdorf Die neuen Leiden des jungen Werther

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  • Přidal/a: anonymous
  • Datum přidání: 23. února 2007
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Ulrich Plenzdorf Die neuen Leiden des jungen Werther

Ulrich Plenzdorf - Die neuen Leiden des jungen W.

Literatur in der ehemaligen DDR
Spaltung der deutschen Literatur:
Eine deutsche Literatur aus dem Osten - eine deutsche Literatur aus dem Westen.
- Spaltung nach der Zugehörigkeit zu einer Partei oder nach dem Wohnort des Autors
- Umgestaltung der politischen und ökonomischen Verhältnisse nach dem sovjetischen Vorbild
- auf der Basis des Marxismus - Leninismus werden ästhetische Richtlinien ausgearbeitet, die die Künstler einschränken
- man musste nach dem Motto: "Die Werke der Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler müssen die gesellschaftliche Realität widerspiegeln, sie müssen dem Volke verständlich sein und eine friedliche Aufbaumoral festigen." schreiben
1950 - Gründung des Schriftstellerverbandes- legt Richtlinien fest
- vergibt Nationalpreise und andere Preise
- Gründung des "Instituts für Literatur" - künstlerische und Marxsistisch-Leninistische Ausbildung der Schriftsteller
- im Jahre 1953 kommt es zu einer teilweisen Liberalisierung, die aber sowieso bald unterdrückt wird
- im Mittelpunkt stehen "positive Helden", der Lebensbereich von Bauern und Arbeitern bildet den Hintergrund
1961 - Errichtung der "Berliner Mauer" zwischen Berlin/Ost und Berlin/West
- staatliche und kulturelle Abgrenzung gegen die BRD
1971 - ein Programm der Zusammenarbeit zwischen Schriftstellern und Partei
- manche vorher verbotene Werke dürfen veröffentlicht werden
- Die neuen Leiden des jungen W. stießen allerdings schon auf Kritik

Zum Autor
- ein vielseitiger Autor, schrieb Prosa, Gedichte, Songs, Hörspiele, Drehbücher und Theaterstücke
- geboren am 26.10.1934 in Berlin
- kommt aus einer die KPD unterstützenden Familie
- Studium der Philosophie in Leipzig
- 1958/59 - Soldat in der nationalen Volksarmee
- er absolviert die Filmhochschule in Babelsberg
- seit 1963 Szenarist im DEFA-STUDIO
- 1973 mit dem Heinrich - Mann - Preis, 1978 mit dem Ingeborg - Bachmann - Preis für seinen inneren Monolog "Kein runter, kein fern" ausgezeichnet

Werke: Film - Texte: Karla (1964); Der alte Mann, das Pferd, die Straße (1974)
Gutenachtgeschichte (1983)

- in der Vergangenheit wurden seine Stücke im ARD sowie im ZDF gespielt






Zum Buch
Ursprünglich als Film gedacht wurde es 1968/69 von der DEFA abgelehnt und deswegen zum Bühnenstück umgebaut. Später wurde es zum Prosatext umfunktioniert. 1973 hat man wieder versucht, aus dem Stück einen Film zu machen, aber das Versuch scheiterte wieder.

Erst 1976 hat Eberthart Itzenblitz in Westdeutschland einen TV-Film gedreht, der auf dem Bühnenstück basiert. Später kam der Film auch in die Kinos.

Form:
Ein Roman - Vater von Edgar Wibeau interviewt Menschen über das Leben seines Sohnes, wobei Edgar die Aufnahmen (es sind eigentlich Aufnamhen auf den Tonbandkassetten) aus dem Jenseits kommentiert - aus der Perspektive des Hauptdarstellers erzählt.

Inhalt

Edgar Wibeau ist siebzehn Jahre alt und gilt als Musterschüler in einem technischen Betrieb, wo er eine Lehre macht. Eines Tages hat er eine Auseinandersetzung mit seinem Vorgesetztem und lässt ihm eine Eisenplatte auf den Zeh fallen. Anschließend verlässt er seine Mutter, die geschieden ist und lässt sich in einer verlassenen Laube seines Freundes Willi nieder. Er will ein Maler werden, doch an der Kunsthochschule lehnen sie ihn ab. Er hält sich für ein verkanntes Genie, obwohl er überhaupt nicht zeichnen kann. Zufällig findet er auf dem Plumpsklo ein Buch, dessen Seiten er als Toilettenpapier benutzt und das er dann auch liest. Es war Goethes Werther. Eines Tages wird er von Kindern, die mit Charlie auf den Auslaufplatz neben seiner Bude kommen, geweckt. Charlie ist eine Kindergärtnerin. Sie heißt allerdings nicht Charlie, sie wird so von Edgar genannt. Edgar beginnt in dem Garten zu malen, was die Kinder sehr interessiert und als Charlie erscheint und er sie merkt, verliebt er sich sofort. Sie bietet ihm an, die Wände des Kindergartens zu bemalen, womit er einverstanden wird, doch er lässt die Kinder selber malen, was einen guten Effekt hat. Am nächsten Tag zeichnet er einen Schattenabriss von Charlie, den er aber behält und als sie ihm vorwirft, dass er arbeitslos ist, zitiert er aus Goethes Werther, was er dann öfters tut. Auch die Tonbandkasetten, die er an Willi, seinen Freund versendet, enthalten nur Zitate aus dem Buch. Er verbring dann jeden Tag mit den Kindern, nur um mit Charlie zu sein. Aber eines Tages kommt Charlies Verlobter Dieter zurück aus dem Militärdienst. Zusammen mit Charlie besuchen sie Edgar in seiner Bude und sofort kommt es zu einer kleinen Auseinandersetzung zwischen ihm und Dieter. Dann kommt Edgar zu Dieter und Charlie zu Besuch und merkt gleich, dass er und Diter absolute Gegenteile sind. Bei Dieter ist alles in schönster Ordnung, alles sauber und bei Edgar ist alles schmutzig und so ungeordnet wie möglich. Endlich beginnt Edgar, eine Arbeit zu suchen und geht zum Bau. Er macht aber alles falsch und Addi, der Leiter der Truppe, ist der Meinung, dass er durch Nichtstun Geld verdienen will.

In der Truppe arbeitet auch Zaremba, mit dem sich Edgar gleich befreundet. In dieser Zeit erfährt er von NFG (nebelloser Farbspritzgerät), was die beste Erfindung von Addis Truppe sein soll. Es folgt ein Versuch an dem NFG, es kommen lauter Experten, doch es funktioniert mit keiner Düse. Bei der letzten Düse platzt der Schlauch und "...wer im Umkreis von zehn Metern stand, war gelb wie ein Chinese, oder was." Als dann Edgar einen Spruch aus dem Werther sagt, wird er gefeuert. Kurz danach besucht er seinen Vater, der mit einer Freundin lebt. Edgar spielt einen Heizungsmonteur, doch er sagt kein Wort darüber, dass er sein Sohn ist und als er anfängt, Blödsinn zu reden, wird er rausgeschmissen. Nach ein paar Tagen wird er von Addi wieder eingestellt und benimmt sich perfekt, wobei er in seiner Freizeit an seinem eigenem NFG arbeitet. Einmal nach der Arbeit, findet er zu Hause einen Brief von Charlie. Er besucht sie, inzwischen haben sie und Dieter geheiratet. Charlie will zu dritt einen Ausflug machen, aber Dieter hat keine Lust dazu, weil es regnet und so geht sie nur mit Edgar. Sie machen eine Bootsfahrt, küssen sich und nachdem Charlie ihren Fehler erkennt, verschwindet sie und er sieht sie nie mehr. Er beschäftigt sich danach immer intensiver mit seinem NFG. Als er es überprüfen will, macht er einen Fehler, wobei er stirbt.

Meine Meinung
Ich finde dieses Buch ziemlich lustig. Besonders gefällt mir die Art, auf die Edgar seine Erlebnisse schildert. Es ist die Sprache eines jungen Menschen mit lauter Phrasen, wie "...Die Kinder können malen dass man kaputtgeht...", "...ich denke mich tritt ein Pferd...", oder "...mich streicht ein Bus...". Auch die allgemeine Lebenseinstellung Edgars finde ich schön, weil er damit seine Freiheit und Mündigkeit demonstriert.

Interpretation
Parallelen mit Goethes Werther:
Die neuen Leiden des jungen W. = Wibeau - Werther (gleicher erster Buchstabe)
Liebe zu Charlie - Charlotte - gleicher Name der geliebten Frau
Charlie ist mit einem anderen Mann verheiratet, der Mann zeigt nicht so viel Leidenschaft, ist mehr mit seiner Arbeit beschäftigt, widmet Charlie weniger Zeit
Kommunikation des Leidenden mit einem Freund: Der junge Werther - Briefe; Edgar W. - Tonbänder
Zum Schluss Tod der Hauptfigur: Werther - Selbstmord; Edgar W. - ein Unfall


Quellen:
Plenzdorf, Ulrich; Die neuen Leiden des jungen W. Suhrkamp Taschenbuch Verlag; Rostock 1976.
Rainer, Gerald; Kern, Norbert; Rainer, Eva; Stichwort Literatur. Veritas-Verlag Linz 1996.
www.referate.de.

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